Münchner Friedhofsportal

Neuer Israelitischer Friedhof

       

Name Neuer Israelitischer Friedhof
Plz/Ort München
Straße Garchinger Straße 37
Öffnungszeiten
Nov - März 8:00 - 16:00
Freitags bis 15:00
Apr - Okt 8:00 - 17:00
Freitags bis 16:00

Samstags und an jüdischen Feiertagen ist der Friedhof geschlossen.

Herren und verheirateten Frauen ist das Betreten des Friedhofs nur mit bedecktem Kopf gestattet.

Nov - März 8:00 - 16:00
Freitags bis 15:00
Apr - Okt 8:00 - 17:00
Freitags bis 16:00

Samstags und an jüdischen Feiertagen ist der Friedhof geschlossen.

Herren und verheirateten Frauen ist das Betreten des Friedhofs nur mit bedecktem Kopf gestattet.

Plätze 10000 Fläche 5 ha

Der neue israelitische Friedhof. Es ist bemerkenswert, daß die Münchener Friedhofsanlagen und in ihnen Grässels Gedanken gänge und Absichten in ihrer Bedeutung von allen Konfessionen anerkannt und sowohl direkt 214wie indirekt zum Vorbild genommen werden* So wurde X903 bis 1905 dem Münchener Stadtbau rat die Erweiterung des Innstadt-Friedhofes in Passau übertragen. 1905 bis 1906 entwarf Grässel das Projekt für die neue Friedhofsanlage der Stadt Traunstein, ebenso erst im Jahre 1915 ein solches für Memmingen, dann auch für Schaffhausen, für Basel, Bregenz am Bodensee und für Landau in der Pfalz. Sein Rat wird heute für die Friedhofsanlagen fast aller deutschen Städte begehrt und eingeholt. So sprach Grassel über Friedhof- und Grabmalkunst in Frankfurt am Main in der Gesellschaft für ästhetische Kultur, in Halle in dem dortigen Kunstgewerbeverein, in Köln bei der Hochschule für Soziale und Kommunale Verwaltung, in Hannover, in Heidel berg, in Stuttgart, Dresden, Rudolstadt usw. für die dortigen Verwaltungen. 1906 bis 1908 errichtete Grassel auch für die Münchener israelitische Kultusgemeinde ein Friedhofsgebäude auf ihrem etwa fünf Hektar großen, im äußersten Norden der Stadt gelegenen Gelände, unweit des städtischen nördlichen Friedhofes an der Ungererstraße. Die Juden besitzen eine alte und starke Überlieferung auch in ihren Begräbnisstätten. In Wien, Prag, Berlin, besonders aber im Orient finden sich wundervolle harmonische Gräber anlagen der Israeliten. In alten Parks eingebettet ergreifen ihre Totenmaie durch das Gleich maß ihrer Erscheinung als einfache, etwa anderthalb Meter hohe kräftige Steinplatten; statt fi gürlichem Schmuck tragen sie die eigenartigen Kurven der ungewöhnlich zierenden hebräischen Lettern. Die Vorschrift der jüdischen Religion, daß Arm und Reich in gleicherweise beerdigt werden solle, wurde früher auch auf die Grabsteine ausgedehnt. Dieses Gesetz kqm dem Gesamt eindruck sehr zugute. Heute besteht leider die Auffassung, daß das Grabmal selbst bei gleicher Beerdigungsweise der Verstorbenen einen den Mitteln der Hinterbliebenen entsprechenden monu mentaleren Charakter tragen darf! Hans Grässel hätte sicherlich für die Israeliten Münchens eine eindrucksstarke Begräbnis anlage schaffen können, indem er sich auf ihre starke Überlieferung gestützt hätte. Leider nahm die Münchener israelitische Kultusgemeinde Grassels Mitwirkung bei der Ausgestaltung ihrer -Gräberanlage nicht an und beauftragte den Künstler nur mit der Errichtung des Friedhofsgebäudes, welches in Stil und Charakter sich an das Gebäude des Waldfriedhofes anlehnen sollte. Es war vor auszusehen, daß dadurch der Eindruck der Gesamtanlage Schaden leiden würde. So steht denn das Gebäude des jüdischen Friedhofes durch die Schuld der Auftraggeber ohne Zusammenhang mit den Grabstätten als Einzelwesen in der gerade an diesem Platze be sonders freien und breitschwingenden Landschaft des nördlichsten Schwabings. Der Haupteingang zum Friedhof ist an den durch eine öffentliche Anlage gebildeten Platzeinschnitt der Ungererstraße gelegt; er trägt kräftigen Torcharakter und läßt auf breiter Hauptstraße an einem Torwarthäuschen vorbei den seitlich zu dieser angelegten Friedhofsbau erreichen. Dieser ist m der Tat in seiner äußeren Erscheinung dem Gebäude des Waldfriedhofs verwandt; er bildet eine niedrig bleibende Baumasse von einfachster Gruppenwirkung; der Ausdruck der Umrißlinie ist jedoch entsprechend seiner Lage in freiem Felde architektonisch strenger. Die Versammlungshalle ist als quadratischer * Bau ohne Abstufung entwickelt; an der Ostseite führt ein niedriger Verbindungsbau mit Kondolenz saal und Wärterzimmer zu dem quergestellten Bauteil mit den Leichensälen und ihren Neben räumen, die lediglich den Ernst ihres Zweckbedürfnisses ohne schmückende Einzelheiten zeigen. In ihrem Inneren trägt die mächtig emporstrebende Trauerversammlungshalle eine ge wisse hochgestimmte erhabene Feierlichkeit zur Schau, die gegenüber der Raumstimmung in den anderen Trauerhallen Grässels überraschend festlich auftritt. Im Grundausmaß von 14 : 14 m ist sie mit einem reichgegliederten Spiegelgewölbe überdeckt, in dessen Hohlkehle zwölf ovale Fenster mit Stichkappen einschneiden. Ein breites Kehlgesims mit Schriftfeldem wird von ein fachen Pilastern mit Akanthuskapitälen getragen. Wände wie Decke sind in Grüngrau und Schwarz stuckiert; an Stelle der verbotenen bildlichen Darstellungen erfolgt die Flächenzierung durch ein geometrisch geführtes System von Schmuckgliedern in einer gewissen Renaissanceart freier Richtung und persönlicher Prägung. Die erhöhte Rabbinernische als Kultplatz wölbt sich als kleine Apsis an der dem Eingang gegenüberliegenden Seite in die Wandfiäche; ihre archttek- 810tonische Fassung geschieht durch zwei machtvolle siebenarmige Bronzekandelaber neben zwei marmornen Steinbänken, die, in rechtem Winkel zur Wand gestellt, die Erscheinung des Kult platzes steigern zum Zentralplatz der Trauerhalle. Geheimnisreich überträumt ihn das milde Leuchten einer Bronzeampel über der Nische. Von der Decke herab hängen vier mächtige acht eckige Beleuchtungskörper, orientalisch reich gebaut und vergoldet, mit verziertem farbigem Lampenkranz an der Unterkante. Da die Halle nur bei Tage benutzt wird, haben sie ausge sprochenen Feierlichkeitscharakter zu erfüllen. In der Gesamtwirkung des Raumes sind sie nicht zu entbehren und mit weiser Berechnung in die Raumstimmung gestellt. Auch dieser Kultbau von Grässels Hand ist so zu einer Schöpfung deutschen Geistes ge worden von malerischer Farbigkeit und architektonischer Machtfülle.

Geschichte

  • ​Bau der Gebäude auf dem Neuen Jüdischen Friedhof nach Entwürfen von Hans Grässel



Literatur